Dufftown ... die Whiskyhauptstadt

... bzw. Annäherung an Dufftown, die Whiskyhauptstadt

... bei JB im April 2018 

 

Dufftown ist einzigartig in der Welt. Nirgendwo, auch nicht in Schottland, gibt es eine solche Konzentration von Destillerien. Zwischen 1823 und 1897 wurden nicht weniger als sieben Whisky-Brennereien im Ort gegründet: 1823 zunächst Mortlach, 1887 Glenfiddich, 1892 Balvenie, 1893 Convalmore, 1895 Dufftown, 1897 Glendullan und um 1900 Parkmore

Es gibt den Spruch:

"Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills"

"Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Stills"

 

Der Name Dufftown wurde wegen seine berühmten "sieben Stills" zum Synonym für Scotch Whisky, welche zwischenzeitlich auf neun gestiegen sind. Dufftown führt an die Regierung mehr Steuer pro Kopf pro Einwohner ab, als jeder andere Ort in Großbritannien.

 

 

Der bekannte Spruch hatte in der Folge immer nur wenige Jahre Gültigkeit: Parkmore wurde bereits 1931 wieder geschlossen; 1974 wurde aber als weitere Brennerei Pittyvaich gebaut. Die Schließung von Convalmore erfolgte 1985; 1990 wurde dann Kininvie errichtet. Pittyvaich ereilte die Schließung 1993 und der Abriss im Jahr 2002. Damit der Spruch auch heute noch gelten kann, wird entweder Convalmore, das zumindest noch als Whisky-Lager benutzt wird, oder die wenige Meilen entfernt liegende Brennerei Allt-A-Bhainne (erbaut 1975) als siebte Brennerei Dufftowns gezählt.

Dennoch gilt Dufftown als Whisky-Hauptstadt der Speyside, von Schottland oder sogar der ganzen Welt. Wird Zeit, die Tropfen mal nebeneinander zu verkosten ...

Hier ein paar Details zu den Dufftown's Distilleries:

Mortlach

Erst 1823 lizensiert, florierte Mortlach im Besitz von George Cowie, der bis nach London neue Märkte für sein Produkt erschloss. William Grant verbrachte 20 Jahre in Mortlach als Angestellter, bevor er Second-Hand-Ausrüstung kaufte und sich selbstständig machte, um Glenfiddich zu gründen.

 

Glenfiddich

Im Jahre 1887 gegründet, hat sich dieses Familienunternehmen in jeder Hinsicht als innovativ erwiesen. Es war das erste Unternehmen, das sein Produkt aktiv in Großbritannien und auf den Exportmärkten als Single Malt im Gegensatz zu einem Blended Whisky verkaufte. Glenfiddich ist in vielen Supermärkten sogar im Regal und ist Marketingführer, nicht aber Geschmacksführer J. Es war auch die erste, die seine Tore öffnete, um Besucher vor mehr als 40 Jahren zu begrüßen.

 

Fünf Jahre nach der Eröffnung von Glenfiddich startete Grant seine zweite Destillerie auf dem Gelände nebenan:

 

Balvenie

Balvenie ist eine der wenigen verbliebenen Destillerien, die einen eigenen Malzboden haben und einen guten Anteil ihrer eigenen Gerste auf Ackerland rund um die Destillerie anbauen. Es sind neun Stills, die längere Hälse haben als ihre Schwesterbrennerei und einen unverwechselbar anderen Single Malt produzieren.

 

Convalmore (closed)

Convalmore wurde 1894 gegründet, aber ein großer Teil des ursprünglichen Gebäudes wurde im Oktober 1909 durch einen Brand zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde die Destillerie kurz für Experimente in der kontinuierlichen Destillation verwendet - ein Prozess, der dem von Getreidebrennern ähnelt. Convalmore fiel in den frühen 1980er Jahren den weit verbreiteten Kürzungen in der Industrie zum Opfer und wurde 1986 endgültig geschlossen. Convalmores lieblicher altmodischer Single Malt ist heute noch in einer begrenzten Menge erhältlich, wenn auch möglicherweise nicht mehr lange.

 

Parkmore (closed)

Erbaut im Jahre 1894, ist Parkmore seit 1931 wegen Problemen mit seiner Wasserquelle still. Obwohl die Mälzereien bis in die späten 1960er Jahre verwendet wurden, sind die Lagerhäuser heute noch in Gebrauch. Parkmores Whiskey ist nicht mehr erhältlich - es wird behauptet, dass alle in der Destillerie verbliebenen Fässer beim Schließen zertrümmert wurden.

 

Glendullan

Unmittelbar vor Parkmore liegt Glendullan - die letzte von Dufftowns sieben Stills. Die ursprüngliche Brennerei hatte zwei Stills. Die ursprüngliche Destille wurde abgebaut und Anfang der 1970er Jahre durch ein neues Gebäude nebenan ersetzt. Glendullans Whisky wird hauptsächlich für Blends verwendet, in den letzten Jahren ist er jedoch als Single Malt verfügbar.

 

Dufftown

Die Dufftown Distillery wurde 1896 von zwei Liverpooler Unternehmern in einer ehemaligen Mahlmühle am Dullan Water gegründet. Ursprünglich nur zwei Stills, wurde Dufftown in den 1970er Jahren auf seine heutigen sechs erweitert.

 

Pittyvaich (closed)

Die Kapazität der Dufftown Destillerie wurde 1974 erweitert, als die Schwesterbrennerei Pittyvaich im gleichen Komplex gebaut wurde. Leider ist Pittyvaich jetzt geschlossen und wurde abgerissen.

 

Kininvie
Kininvie Distillery wurde 1990 neben Balvenie gebaut, hauptsächlich um einen anderen Malt für die schnell wachsende Grants-Blends herzustellen. Glenfiddich ist ein ziemlich leichter Malt und Balvenie ziemlich schwer, also wollten Grants etwas dazwischen produzieren, um ihr Mischrezept zu ergänzen. Derzeit wird nicht produziert.

 

Unsere dornstadter Bootsmänner tuckern dieses Jahr Ende April wieder in Schottland auf den Gewässern. Beim Heimfahren machen ein paar Station in Dufftown. Nichts liegt näher, als sich ein wenig auf dieses Trip einzustellen.

JB hat ein paar von den Destillen in sein LineUp aufgenommen. Abgerundet wird das LineUp von alten, bekannten Destillen, dessen Abfüllung aber noch nicht bei uns im LineUp vertreten war. 

Hier die Pullen:

Glenfiddich IPA Experiment ... Bierfass-finish ... NAS, 43% ... Glenfiddich und Bierfass klingt zwei mal gruslig, aber vielleicht hebt sich Minus und Minus ja auf ... sind wir gespannt

Mortlach 15 ... Licensed Bottling Gorden & McPhail ... 15yo, 43%

The Singleton of Dufftown 18 ... 18yo, 40%

Balvenie 14 Caribbian Cask ... 14yo, 43%, Rumfass-Finish ... Rumfass und Whisky passt das? Wir probieren es aus.

Und nun noch ein paar "Nicht-Dufftown-Whiskys"

Glenfarclas Oloroso Sherry Cask 1996/2017 ... 20yo, 46% ... ein Qualitätsversprechen

Royal Lochnagar Distillers Edition 2000/2012 ... 12yo, 40% ... Royal Lochnagar war im allerersten LineUp 09.2009 und seither nie mehr in nem LineUp ... da wirds höchste Zeit.

Talisker 57° North ... NAS, 57% ... Talisker in ambitionierter Trinkstärke

Ardbeg Corryvreckan ... NAS, 57,1% ... das große, rauchige Finale.

Und Gast ist diesmal unser Bootsmann Anderl.

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Es war wieder mal ein superwitziger Abend. Hat richtig Spaß gemacht und einen richtig schlechten hatten wir auch nicht im Glas. Das war nicht immer so. Aber viele kamen aber über ein nett oder ist o.k. nicht hinaus. 40% bzw. 43% ist oft einfach zu wenig um richtig Spaß zu machen. Die beiden letzten %- und Rauchboliden waren eine ganz andere Liga.
Aber reicht uns das? Nur nett? Kreisklasse? Es muss ja nicht Champions League sein, aber etwas ambitionierter schon. Eigentlich wollen wir geil und lecker im Glas. Das ist aber mit unserem Budget von 60€ so langsam richtig schwer und wir müssen uns Gedanken machen, ob wir nicht den Betrag erhöhen um wieder Einzelfassabfüllungen oder etwas älteres hertun zu können.

Der Glenfiddich war gar nicht so schlecht wie es sich angehört hat. Ist etwas süß und cremig im Mund, riecht aber mufflig.

Mortlach war leicht rauchig und irgendwie old-school. War sehr mundfüllend.

Der Glenfarclas war sehr dünn. Nett, aber Glenfarcles kann mehr. Riecht nach Sherry und Rosinen, ist aber im Mund schnell weg.

Die Destillers Edition von Royal Lochnagar war in der Nase scharf und irgendwie enttäuschend. Weshalb muss der nur 40% haben. Das versteht keiner. Die paar Euro mehr würde man auch zahlen.

Der Singleton war eigentlich der schwächste von allem. Waren die anderen wenigsten etwas malzig, so schmeckt der nach gar nix. 

Balvenie und Rum passt nicht. Man schmeckt deutlich die Bourbon-Note, die kämpft aber gegen den sonst typischen Balvenie-Geschmack, der hier total fehlt. Eigentlich schade, ist Balvenie sonst eigentlich nie eine Enttäuschung.

Der Talisker macht einfach nur Bock. Typischer Talisker mit Chili-Schärfe auf der Zunge und dank 57% auch ordentlich Rumms.

Der Ardbeg Corry ist auch lecker. Das ist Islay pur mit richtig viel Power.

Die beiden letzten waren einfach nur lecker, der Rest wie oben schon erwähnt nett bis gut.

Und da stehen die Pulle jetzt:

Singleton - JB
Glenfarcles - Walle
Royal Lochnagar - Harald
Glenfiddich - Felix
Ardbeg - Haase
Talisker - Mike
Mortlach - Anderl
Balvenie - Fetze

Und zu aller Überraschung hat JB zum Schluss noch eine Pulle von unserem Duck-Bowmore auf den Tisch gestellt. Mega-genial.
Merci JB für das LineUp, das leckere Essen und vor allem für den Bowmore Wink