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18. Tasting
... bei Haase am 09.10.2015

Im September 2009 hat Haase zum ersten Mal die Whisky-Freunde zu einem Tasting eingeladen. Zwei mal gings nun Reih um. Nach 6 Jahren läutet Haase mit Tasting 18 die dritte Runde ein.

In den sechs Jahren ging so mancher Dram zunächst durch unseren Rüssel und danach durch unseren Rachen. Es ist an der Zeit zu testen, ob unsere Sensorik mittlerweile so geschult ist, dass wir auch Nuancen erriechen und erschmecken können. Hierzu hat es sich Haase zur Aufgabe gemacht, immer zwei "eigentlich" gleiche Whiskys zu finden. Aber halt doch nicht gleich ... oder doch?

Es geht hier nicht darum, wie schmeckt ein Whisky in diversen Fassausbauten, sondern gibt es Unterschiede bei unterschiedlichen Batches, oder sind Schwesterfässer eineiige Zwillinge, oder sind sie doch nicht ganz gleich.

Mit Schwesterfässer meinen wir Fässer, die mit Whisky aus demselben Brennprozess unmittelbar nacheinander abgefüllt worden sind, und dann nebeneinander im Warehouse zu gleichen Bedingungen gelagert wurden. Jedes Fass, auch wenn die Erstbefüllung dieselbe Art Inhalt hatte, ist dennoch ein Naturprodukt. Die Reifung kann daher trotzdem unterschiedlich verlaufen, was man auch bei den fassstarken Abfüllungen an den unterschiedlichen %-Stärken erkennt.

Wir haben dieses Mal vor, die beiden Whiskys zeitgleich zu verkosten, damit wir auch die Möglichkeit haben, diese gegeneinader zu vergleichen.

Wenn man diese Whiskys vermutlich unabhängig voneinander trinkt, wird man keinen Unterschied in Erinnerung haben bzw. man wird sich erinnern, dass man diesen zuletzt auch im Glas hatte. Dies ist bei Standards auch so gewünscht.
Hoffentlich haben wir bei unserer Auswahl auch deutliche Ausreisser.

Bei der Destillenauswahl greift Haase auf alte Bekannte bzw. Bewährte zurück. Diesmal brauchen wir keine Horizonterweiterung im Sinne "die unbekannten Speysider sind eh alle austauschbar", oder
"es gab Gründe, weshalb ich die Destille noch nicht im Glas hatte".

Diesmal gibt es Glenlivet, Coal Ila, Aberlour und Lagavulin, und dies sowohl in Trink- als auch in Fassstärke, sowie reiner Bourbon- als auch SherryCask-Ausbau. Für jeden ist was dabei.

Doch stellen wir die Paarungen mal vor
... viele Gemeinsamkeiten, aber auf den kleinen Unterschied kommt es:

Glenlivet ... 1997, 1st-fill Sherrybutt, 46%, destilliert 06.11.1997
  - Cask 157410 - abgefüllt 26.02.2014 - Bottler: Signatory
  - Cask 157411 - abgefüllt 30.07.2014 - Bottler: van Wees

 

Caol Ila ... 2003, 11 Jahre, Bourbon Cask (Hogshead), 46%, destilliert 10.09.2003
  - Cask 302415 - abgefüllt 18.09.2014 - Bottler: van Wees
  - Cask 302416abgefüllt 23.02.2015 - Bottler: Signatory

 

Aberlour á Bunadh ... 1st-fill Spanish Oloroso, abgefüllt 2014
  - Batch 49   60,1%
  - Batch 50   59,6%

 

Classic of Islay (Lagavulin) ... abgefüllt 2015, Bottler: Jack Wieber
  - Cask 1704  56,4%
  - Cask 1705  56,2%

Wir sind sehr gespannt auf die Direktvergleiche.

Diesmal wird unser langjähriger Whiskyfreund Ronny als 8. Taster zu Gast sein. Herzlich Willkommen jetzt schon mal an dieser Stelle.


 

... und so wars.

Unterschiede waren bei allen da, wenn auch teilweise marginal. Am deutlichsten war es bei den Einzelfässern von vanWees und Signatory. Hingegen waren die Batches von Aberlour sich sehr ähnlich. Sollen sie in gewisser Weise ja auch.

Die Glenlivets waren beide recht schwach. Da waren keine sehr aktiven Sherryfässer am Werk. Entsprechend schmal waren auch Einzelaromen zu erschmecken. Der Sig war von der Nase her besser, roch irgendwie nach Grapefruitschale, hatte aber im Aroma eine undefinierbare Fehlnote.
Der vW war von mundgefühl ölig und hatte eine weiße Pfefferschärfe. Beide unterdurchschnittlich.

Zu den Caol Ilas hat Haase als 3. den Standard 12er gereicht. Der hatte nur 43%, war aber sofort da. Auch da waren der Signatorys und der vanWees eher schwach bzw. brauchten etwas Zeit. Beim Sig war außer Rauch kein Aroma definierbar. Beim vW auch nicht, aber er war deutlicher da und süßer ... daher der bessere von beiden.

Die a´bunadhs waren wie erwartet das volle Sherry-Brett. Der macht einfach Bock. Volle Nase, fett Sherry, süß, wuchtig. Unterschiede waren kaum vorhanden. Egal, zwei lecker Gläser von dem leckeren Dram bekommt man schon weg. 

Und Classic of Islay ist auch immer wieder ein Genuss. Absoluter Preis-Leistungssieger. Auch bei dem waren die Unterschiede nicht mehr so deutlich ... vielleicht lags auch nur daran, dass unsere Sensoren schon stark beansprucht waren.

Durch das vertikale Verkosten ging alles viel zügiger über die Bühne, als bei den Tastings davor.
Aber eine Erfahrung, die man unbedingt mal machen sollte. Hat Spaß gemacht.

 

Und da sind die Pullen nun daheim:

Aberlour Batch 50 - Haase
Aberlour Batch 49 - Harald
Classic of Islay 1704 - Walle 
Classic of Islay 1705 - Mike
Glenlivet Signatory - Ronny
Glenlivet vanWees - JB
Caol Ila Signatory - Fetze
Caol Ila vanWees - Felix