Klingt langweilig ...
... kein CS, kein UA, kein Islay, 50% NAS !!!
11. Friends of ...-Tasting
Tja, "klingt langweilig" ... ein etwas merkwürdiger Titel bzw. Motto für ein Tasting.
Aber das LineUp ist nicht ganz typisch für uns.
Wir haben beim LineUp rumgestöbert, und sind über ein paar gestolpert, die uns interessieren.
Als wir fertig waren ist uns aufgefallen, dass kein Islay darunter ist. Außerdem ist keiner in Fassstärke (Cask-Strength = CS), und alle Abfüllung sind OAs, also Originalabfüllungen von der Destille und keine UAs (= unabhängige Abfüller). Und zu guter letzt sind die Hälfte NAS-Abfüllungen (= no Age Statement), also Abfüllungen ohne Altersangabe.
Wir sind selber gespannt und hoffen, dass wir was vernünftiges beisammen haben.
Rauchig ohne Islay ... finden wir Alternativen?
Einige Destillen experimentieren schon länger mit rauchiger, getorfter Gerste, um zu den Islay-Destillen eine Alternative zu bieten, bzw. etwas vom "Rauch-Kuchen" abzubekommen.
Einigen gelingt das ganz gut ...
Benriach 17 Solstice 50% Speyside
... ein stark getorfter Speysider in süßen Tawny-Port-Fässern gefinished.
Ballechin 10 46% Zentral Highlands Destillery: Edradour
... Ballechin ist die rauchige Serie von Edradour. Der 10er ist der erste Standard ... und der ist gelungen. Für uns ein Geheimtipp zum Nachkaufen.
Glen Scotia 10 Heavily Peated 50% Campletown
... von der einstigen Whisky-Hochburg Campbeltown (
mehr Infos) ist vor ein paar Jahren nur Springbank übrig geblieben. Glen Scotia liegt nur ein paar 100m entfernt und war stillgelegt. Die Mitarbeiter von Springbank nahmen die Produktion für ein paar Wochen im Jahr wieder auf ... jetzt lööft se wieder. Auch dort wird mit getorfter Gerste experimentiert.
... Jura ist die Nachbarinsel von der Rauch-Insel Islay. Neben der einzigen Destillery gibts dort nur eine Straße, ein Hotel, 180 Einwohner doch dafür unzählige Hirsche. Diura heißt die Insel auf gälisch und bedeutet Hirschinsel. 8030 v.Chr. ist dort menschliches Wirken nachgewiesen ... muss man jetzt nicht wissen ... aber eigentlich ist jetzt das meiste über Jura gesagt
Hoffen wir mal, dass die Prophezeiung stimmt, und dieser Vertreter mitstinken kann.
Und nun die nichtrauchigen Vertreter
Glenrothes Sherry Cask NAS 40% Speyside
... die Standardabfüllungen sind sehr oft reine Bourbon-Abfüllungen. Fette Sherry-Casks findet man hingegen häufig bei unabhängigen Abfüllern, und die können meistens auch was, gutes Grundprodukt eben. Daher müsste die "Sherry-Abfüllung" im Originallabel überzeugen können.
Spey Tenne NAS 46% Östliche Highlands Destillery: The Speyside
... die Destille Speyside vermarktet seit kurzem ihre Malts unter dem Namen Spey, um verwechslungen zu vermeiden. Witzig auch, dass die Whiskyregion mit den meisten Destillen Speyside heißt, die Destillery "Speyside" aber ein paar Kilometer außerhalb der Speyside-Gamarkung in den östlichen Highlands liegt. Der Spey Tenne ist erst ab Mitte Oktober verfügbar ... quasi taufrisch aufm Tisch.
... Balvenie ist wie Glenrothes ein Klassiker. Die weißen Etiketten kennt man, doch kennt man auch das rote? Balvenie ist generell lecker und scheinbar irgendwie verknappt, daher auch leider nicht günstig. Dieser Malt kratzt an der 3stelligen Euro-Grenze.
... 2005 wurde die Destille in Taiwan gegründet. Der große Knall kam schon 2010 ... der 5jährige Kavalan ging in Glasgow bei einer Blindverkostung gegen 4 Schotten als Sieger hervor.
Seitdem ist die Destille gehypt und entsprechend sind die Preise.
Aber egal ...
Hier wurde anscheinend alles richtig gemacht. Wie von Fernost bekannt, wurde kopiert bzw. Fachwissen eingekauft.
Die Seitenhiebe zu den deutschen Whisk(e)ys können wir uns an dieser Stelle nicht verkneifen.
Deshalb haben wir das E bewusst in Klammer gesetzt, da die "Deutschen" oft wenig mit den "Schotten" zu tun haben. (Anm.: das gilt nicht für alle, und ist nur unsere subjektive Wahrnehmung)
Hier die Unterschiede ...
Bis zum Brennvorgang ist die Herstellung von Whisky ähnlich dem Bierbrauen. Die Besitzer von Kavalan hatten 30 Jahre Erfahrung mit Bierbrauen ... außer Rothaus kennen wir keine Brauerei in Deutschland, die Whisky brennt. Bei uns brennen häufig die Obst-, Korn-, Bärwurzereien, die alle sicherlich viel Erfahrung im Brennen aber dafür weniger im Mälzen und Brauen haben.
Kavalan hat sich die kupfernen Pot-Stills von einem Hersteller aus Rothes (Schottland) liefern lassen, und verwenden nicht die vorhandenen Obstbrennblasen bzw. neumodische, optimierte Brennanlagen.
Der Aufbau und die Entstehung wurde von dem international anerkannten Experten Dr. Swan (Heriot-Watt Universität in Edinburgh) beaufsichtigt.
Das Wichtigste ... neben Wasser, ist Malz der zweite Hauptbestandteil. Den bezieht Kavalan vorwiegend aus einer Mälzerei aus Inverness am Loch Ness, und verwendet keinen einheimischen Roggen, Dinkel, Weizen oder was sonst noch so hinterm Haus wächst und weg muss.
Und wie wir wissen, ist der Rohbrand das eine, jedoch die Fasslagerung ein ebenso entscheidender Geschmacksfaktor ... und der Kavalan reift vorwiegend in amerikanischen Ex-Bourbon-Fässern.
Auch wenn leere deutsche Rotweinfässer rumliegen, gibt es Gründe, weshalb die Schotten, Japaner oder auch die Taiwanesen die nicht befüllen wollen.
Hier wurde kopiert, und so wie es aussieht mit Geschmack überzeugt.
Klimaneutral ist sicherlich was anderes, wenn die Gerste und die Fässer erst an uns vorbeifahren, und dann das Ganze in Flaschen wieder zurück ... hmmm ... oder fahren die hinten rum? Jooo ... so wirds sein, also haben wir auch noch ein gutes Gewissen.
Fazit:
4 Raucher ohne Islay aus 4 verschiedenen Regionen, und dann 2 Klassiker im eher untypischen Sherry- bzw. Port-Gewand, ein Speyside der kein Speysider ist, und ein "Schlitzäugle", der den roten Bärten was vormacht.
Vielleicht doch nicht ganz so langweilig, oder?
So, und nun kommt ihr, was wäre Euer Motto-Name bei diesen abwechslungsreichen Pullen?
Bitte schreibt Eure Vorschläge in unsere Shoutbox
Reihenfolge:
Glenrothes - Spey Tenne - Jura - Glen Scotia
-Pause-
Balvenie - Ballechin - Kavalan - Benriach
